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Geschichte

Die Burg Finkenstein wurde erstmals 1142 erwähnt. Sie befand sich im Besitz der Herzöge von Kärnten und war an die Ministerialen der Herzöge, welche sich nach der Burg "von Finkenstein" nannten, verlehnt. 1223 kam es zu einem Streit zwischen Heinrich von Finkenstein und Bischof Heinrich von Bamberg, dem Besitzer der Burg Federaun, um den Übergang des Flusses Gail. Nach dem Aussterben der Kärntner Finkensteins Anfang des 14. Jahrhunderts ging der Besitz an die Herzöge von Kärnten über, die seit 1335 die Habsburger waren. 1508 übergab Kaiser Maximilian die Burg und die Herrschaft an Siegmund von Dietrichstein. Jetzt wurde von dieser Burg aus das Herrschaftsgebiet der Dietrichsteiner in Kärnten weiter ausgebaut. Die Burg blieb bis 1861 im Besitz der Dietrichsteiner. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird sie nicht mehr bewohnt.

Zu diesem Lehen gehörte auch unsere Ortschaft.

Unbestätigten Berichten zufolge soll sich auch im Nahbereich der Filialkirche "Hl. Gregor" eine Hinrichtungsstätte befunden haben.

Erzählung

Paolo Santonino aus dem Buch "Villach - Beljak" aus dem Verlag Lojze Wieser.


"Wir bestiegen unsere Pferde und lenkten unsere Reise nach Burg Finkenstein, weil wir vom edlen Herrn Burghauptmanne Sigismund Schodel eingeladen worden sind. Als wir den ersten Mauerring erreichten, war er schon mit vielen Junkern und Klienten zur Stelle, begrüßte mit aller Ehrfurcht unseren Bischof und nahm uns fröhlich und heiter auf. Er führte

uns mit aller nur denkbaren Dienstwilligkeit eines Gastgebers zu den oberen Gebäuden.

Dann kam uns im Hofe der oberen Burg, die edle hoch, adelige Frau Omelia Trautmannsdorf mit zwei Fräulein entgegen, beide wunderbar bescheiden und lieblich anzusehen, und beide waren in Schönheit und Gediegenheit ihrer Herrin sehr ähnlich. Die besagte Frau Omelia küßte ehrfürchtig die rechte Hand des Bischofs, hernach begrüßte sie in ihrer Sprache ihn und seine Begleitung wärmstens. Die edle Frau Burghauptmann ist die Schwester des Herrn Christophs seligen Angedenken, Bischofs von Seckau, dessen Kirche gewaltige Einkünfte besitzt. sie ist so anmutig und gebildet, das man schon darin ihren adeligen Sinn leicht erkennen kann. Sie war seinerzeit einige Jahre am kaiserlichen Hofe, als auch Herr Sigismund zum Hofstaat zählte und das Amt eines Bewahrers der kaiserlichen Kleinodien und Silbersachen ausübte. Da beide beim Herrn Kaiser wegen ihrer vielen Tugenden beliebt waren, wurden sie von ihm verehelicht. sie sind einander an Verlässlichkeit, Schönheit und Adel gleich, leben daher bis heute in einzigartiger Eintracht und ohne Zwist miteinander. Bis jetzt haben die Genannten jedoch keine Nachkommenschaft. obschon beide also daher weniger zufrieden sind, haben sie jedoch leicht und ohne Mürren dem göttlichen Willen ergeben. Sie besitzen schöne, schwere und kostbare Silbersachen, von wurderbarer getriebener Arbeit und zu größerer Zier mit vielen Perlen besät, man könnte sie mit korinthischen Vasen vergleichen. Schönere und wertvollere habe ich im ganzen Gailtaler Distrikt nicht gesehen. Sie haben auch schöne und bescheidenen Knechte, hübsche und züchtige Zofen und Mägde, die jeden Hofhalt meines Erachtens zieren würden. Alles im allem: sie wollten nichts bei sich haben, was nicht ihrem würdigen Auftreten, ihrer Schönheit, ihrer Zucht und Adel entspräche und was nicht in jeder Hinsicht dazu paßte.

Schließlich kamen wir zur Abendmahlzeit, es waren da beigezogen der ehw. Herr Bischof, der Erzdiakon von Kärnten, der Herr Sekretär des ehw. Bischofs von Laibach, der sich dorthin zum Patriachsekretär, seinem alten Freund begeben hatte, um bestimmte Geschäfte zu fördern, Herr Daniel, Kaplan des Bischofs, und auch Santonino. An der Tafel saßen auch Herr Sigismund und Frau Omelia, der ihr hochgebildeter Gemahl in der Mitte zwischen dem Herrn Erzdiakon und Santonino den Platz angewiesen hatte. Wir hatten als ersten Gang zwei gemästete Kapaune, im eigenen Saft gedünstet. Diese waren so fett, das bei ihnen kaum die Knochen zu finden waren; als zweiten Gang einen Hasen mit vielen Brathühnern und Lendenbraten vom Rinde; als dritter Gang wurden Rüben mit Speck aufgetragen, ein feines Gericht, viertens Fleisch vom jungen Bären in Pfeffersoße; an fünfter Stelle wurden aufgetischt Kuchen aus Eiern und Milch, in der Pfanne gebacken und mit Safran gefärbt, mit Schweinefett und Gewürzen abgeschmalzen und übergossen; sechtens Hasenfleisch, Hühnerklein und Hühnerlebern in einer aus Hühner- und Hasenblut gekochten und mit verschiedenen Gewürzen und ein wenig Essig versetzten Suppe.

Diese Speise nannten sie wegen der schwarzen Farbe "Fleisch in Dunkelheit"; siebentes Hirse in fetter Fleischsuppe gekocht, in einer weiten und blanken Schüssel aufgetragen, darüber viele fette Wachteln; als letztes wurden den Mahlgenossen eine Schüssel voll Rahm geschenkt. Das war für alle und besonders für den Herrn Bischof, der sich an erster Stelle wohl bedacht hat, ein Leckerbissen.

Am 20. des Monats verließen wir Finkenstein.


Paolo Santonino bereiste als Sekretär des Bischofs von Caorle zwischen 1485 und 1487 dreimal Kärnten und Kranj um die von den Türken zerstörten Kirchen wieder einzuweihen.

Santonino schrieb seine Reiseberichte in Tagebüchern in lateinischer Sprache nieder; diese zählen zu den interessantesten Schriftdokumenten des Mittelalters.

Literatur

Hugo Henckel-Donnersmarck: Burgen u. Schlösser in Kärnten. Leon, Klagenfurt 1964. 2 Bände

Franz Xaver Kohla, Gustav Adolf von Metnitz, Gotbert Moro: Kärntner Burgenkunde

Erster Teil - Kärntens Burgen, Schlösser, Ansitze und wehrhafte Stätten Geschichtsverein für Kärnten, Klagenfurt 1973

Michael Leischner, Alois Brandstetter: Burgen und Schlösser in Kärnten, Carinthia Klagenfurt 2000

Hermann Wiessner, Margaretha Vyoral-Tschapka: Burgen und Schlösser in Kärnten

Hermagor, Spittal/Drau, Villach

2. erweiterte Auflage. Birken-Verlag Wien 1986

Lojze Wieser, Vinzenz Jost, Europa erlesen: Villach-Beljak

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